München, 2. September 2021 | Nach über einem Jahr Pause war es in dieser Woche wieder soweit: die Munich Fabric Start hat ihre Tore für Fachbesucher geöffnet. Wie der Name schon sagt, geht es hier 3 Tage lang rund um Stoffe. Stoffe, aus denen dann eure und unsere Kleidung werden soll. Wir waren neugierig, was sich in Sachen Innovation getan hat und was die Branche so umtreibt.
Wie es sich wohl anfühlt, wieder "unter" so vielen Menschen zu sein?
Die Munich Fabric Start war für uns die erste Publikumsveranstaltung nach mehr als 1,5 Jahren. Ein bisschen mulmig war es uns deshalb schon, welche Vorkehrungen die Veranstalter wohl getroffen haben… Wir können euch sagen: die Orga war super! 3G-Regel-Check am Anfang – Bändchen um’s Armgelenk und dann mit viel Platz in’s Getümmel.
Nachhaltig und Circular soll es sein
Wie zu erwarten, waren auch diesmal Nachhaltigkeit und Circular Fashion ein großes Thema. Mit Circularity streben ganz besonders die Design-Labels danach, den Müll, den Mode produziert zu reduzieren und gebrauchte Kleidung wieder dem Kleislauf zurückzuführen – also neue Kleidung oder andere Produkte daraus zu fertigen. Ein sehr schwieriges Unterfangen – dem menschlichen Erfindergeist trauen wir aber zu, in den nächsten Jahren hier wirkliche Innovationen zu sehen. Bisher beobachten wir zwar viel Aktionismus der großen Fast Fashion Brands und einige wenige ernsthafte Bemühungen kleiner Brands – dabei kann es jedoch nicht bleiben. Wir sind gespannt, was sich dazu in den nächsten Jahren noch tun wird.
Planzenbasiert soll es auch sein
Wir waren sehr, sehr positiv überrascht, als wir gleich im ersten Vortrag von @fashnerd_ hören durften, dass die Zukunft daran liegt, Materialen tierischen Ursprungs zu ersetzen und hin zu pflanzen basierten zu wechseln. Vorgestellt wurden hier alte Bekannte, wie Pinatex – was wir aber noch nicht so auf dem Schirm hatten, waren Stoffe aus der Schale von Orangen, genannt Orange Fiber. Dabei handelt es sich um sehr strapazierfähiges Material, das scheinbar auch Seide ähnelt. Wir können kaume erwarten, das Material einmal zu sehen! Also, was sollen wir sagen: es hat sich viel getan!! 
Ein wenig schockiert und in die Wirklichkeit zurück geholt hat uns ein aktuell aufgenommenes Bild aus der Münchner Fußgängerzone. Es zeigte Menschenschlangen vor BlubbBlubb Maxx* und Blara* (*Namen von der Redation geändert) – als Realitätscheck zu vielen Umfrageergebnissen, wonach die Menschen post-pandemisch mehr Wert auf Qualität und Umwelt legen und Fast Fashion den Rücken zukehren wollen. Sei’s wie’s sei – steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein. Wir haben alle die Kraft, mit guten Beispiel voranzugehen – uns zu engagieren, aufzuklären und einfach das zu tun, was wir für richtig halten. Auch, wenn das eben nicht ist, was aktuell mehrheitsfähig ist!
Und: da, wo der Konsument zwar willig ist, aber sein Verhalten nicht ändert, sind Politik und Industrie gefragt, die Prozesse so zu gestalten, dass der Konsument sich am Ende keine Gedanken machen muss, wo er kauft. Selbiges gilt für Nahrungsmittel.
Da wurden die Augen groß und größer
Wo wir von Schockmomenten reden… ein wenig verwundert haben wir uns eine Innovation zum Thema Wolle angesehen. Wolle aus Hundehaaren. Die Idee dahinter ist sicher keine schlechte – wird doch der „Abfall“ beim Kämmen und Frisieren der Hunde verwendet, um Wolle herzustellen. Kein Tier wird also extra geschoren. Das Produkt heißt Chiengora® – guckt es euch gerne an und lasst uns wissen, was ihr darüber denkt! Wir können uns nicht so ganz an den Gedanken gewöhnen, Hundewolle auf der Haut zu tragen – noch dazu tun wir uns schwer, daran zu glauben, dass dauerhaft nur Abfälle verwendet und nicht irgendein Schindluder damit getrieben werden kann.
Große Augen haben wir auch bekommen, als wir auf dem Weg zur Messe über ein riesiges Plakat eines Stoffproduzenten gestolpert sind. Darauf lachte uns doch nichts anderes als das Vegan-Label entgegen. Wir wünschen uns noch viel mehr solcher Überraschungen. Nicht nur bezüglich Nahrung, sondern gerne auch bezüglich unserer Kleidung.
In diesem Sinne: schwimmt weiter gegen den Strom. Vielleicht bleibt ja der ein oder andere auch hängen!
Danke @bluezonemunich und @munichfabricstart für zwei aufschlußreiche Tage!
